Wie funkioniert Gewichtsreduktion durch Hypnose?

So wie Sie nur Kilos wegbekommen können, die Sie sich angefuttert haben, so kann die Hypnose grundsätzlich nur Probleme auflösen, die irgendwann in Ihrem Leben entstanden sind, also nur Verhaltensmuster ändern, die Sie sich angewöhnt oder die Sie – bewusst oder unbewusst – gelernt haben. Die Hypnose kann alles rückgängig machen. Sie können sozusagen wie im Brettspiel Monopoly über „LOS“ gehen und mit Ihrem Leben neu starten. Gegen die Gene beziehungsweise erbliche Belastungen haben wir aber keine Chance. Das heißt: Was angeboren ist und Ihnen schon in die Wiege gelegt wurde, kann auch die Hypnose nicht wegzaubern – ebenso wenig wie das Gewicht, das Sie von Natur aus haben oder aufgrund Ihrer Anlagen sogar haben müssen. Ich rate Ihnen, dies auch nicht zu versuchen. Dass die Hypnose hier an Ihre natürlichen Grenzen stößt, ist durchaus gut so. Denn Sie sollen schließlich – ich habe es bereits an anderer Stelle betont – der Mensch sein, der Sie sind – original, authentisch, individuell.

Des Pudels Kern – wenn man das literarische Bild aus Gothes „Faust betrachtet – befindet sich in unserem Fall tief im Unterbewusstsein. Meine Arbeit beruht auf der Überzeugung, dass dieses ein Lager ist, wo wir alles wie in riesigen Regal- reihen einsortiert haben, was nicht rational zu erfassen und eine reine Verstandessache ist. Also auch unsere Probleme und Laster. Das bedeutet, dass jegliche Lösungsversuche letztendlich vergeblich sind, wenn wir das Unterbewusst- sein, diesen riesigen, unterirdischen Hochsicherheitstrakt, nicht miteinbeziehen. Denn dort sind Sie als der Mensch, der Sie in Wirklichkeit sind, sozusagen gespeichert, mit allem, was Sie erlebt haben. Jeder Geruch, der in Ihre Nase gestiegen ist, jedes Musikstück oder Wort, das Sie gehört haben: All das liegt abrufbereit im Unterbewusstsein und kommt, wenn überhaupt, irgendwann meist zufällig wieder zum Vorschein.

Schon Sigmund Freud, nahm an, dass uns lediglich zehn bis zwanzig Prozent unseres Verhaltens tatsächlich bewusst sind. Der Rest kommt aus dem Unterbewusstsein oder spielt sich dort ab. Später entstand daraus das sogenannte Eisberg-Modell. Dessen Spitze besteht aus der Sachebene, dem Verstand. Hier geht es wie bei einem Bericht ganz nüchtern nur um die Sache beziehungsweise die Sach- fragen: Wer, wo, was, wann, warum? Unter der Oberfläche liegt die so genannte Beziehungsebene mit unserer Ver- gangenheit, den alten Geschichten, unseren Interessen, Werten, Beziehungen, Bedürfnissen und Gefühlen. Das Bild des Eisberges passt insofern gut, weil wir von einem solche nur die kleine Spitze sehen. Der größte Teil des Eises, nämlich rund 90 Prozent, befindet sich unter der Wasseroberfläche. Trotzdem ist gerade dieser für uns nicht sichtbare Teil entscheidend. Würde er zum Beispiel schmelzen, wäre auch bald die Spitze verschwunden. Und Schiffe, an deren Steuer Kapitäne sitzen, die das Ausmaß der Eisschicht unter Wasser ignorieren, würden havarieren.

Heute nimmt man an, dass die Spitze des Eisberges eher kleiner ist als von Freud vermutet und uns das Unterbewusstsein zu 90 bis 95 Prozent ausmacht. Und damit liegt hier auch mit womöglich 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit das Problem, weswegen Sie zu mir in die Hypnose kommen. Wenn wir nur darüber reden, blieben wir an der Oberfläche und würden über einen längeren Zeitraum nur an den Symptomen herumdoktern, analysieren und logische Schlüsse ziehen, während die Ursache weiter aus dem oftmals zutiefst unlogisch arbeitenden Unterbewusstsein heraus ihr fieses, manchmal zerstörerisches Werk verrichten würde. Das Problem wäre nur an- oder besprochen, aber nicht gelöst. Und das ist auch die Erklärung dafür, warum sich eine klassische Psychotherapie über Monate und mit zig Sitzungen hinzieht – und doch oft nur eine vermeintliche Besserung eintritt. Sie als meine Klienten müssen einfach nur zu- lassen, dass wir gemeinsam direkt auf des Pudels Kern, das Unterbewusstsein, zugreifen; ganz angstfrei, auch wenn zunächst im übertragenen Sinne ein Nilpferd und dann der Teufel in Gestalt eines fahrenden Scholaren zum Vorschein kommen. Denn Sinn und Zweck der Hypnose ist ja, sozusagen den Teufel loszuwerden, indem wir Ihr Problem auflösen. Dadurch haben Sie die Chance, fortan wie befreit zu leben.

Das Verwahren von Erlebnissen und Eindrücken im quasi einbruchssicheren Tresor Unterbewusstsein ist übrigens durchaus positiv. Wir könnten unseren Alltag gar nicht meistern, wenn alles in Ohr und Kopf bliebe, was wir jemals erlebt haben. Das Gehirn nimmt eine nützliche Selektion vor: Wie viel Erinnerung und welche brauchen wir in unserer aktuellen Lebenslage? Das Gefühl, das wir hatten, als wir zum ersten Mal im Leben ein Blatt vom herbstlich-farbigen Laubbaum durch die Luft flattern sahen, gehört nicht dazu. Wir müssen aktuell auch nicht wissen, wie stolz wir uns beim Laufenlernen gefühlt haben oder wie oft wir mit dem Fahrrad gestürzt sind. Wir kämen sehr schnell an unsere Kapazitätsgrenzen, wenn wir jede noch so kleine Kleinigkeit aus unserem Leben jederzeit sofort präsent haben müssten. Denn dann könnten wir keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Das Problem daran ist, dass der Schutzmechanismus des Verdrängens auch im psychischen Bereich greift. Emotional belastende, traumatische Erlebnisse verschwinden mitsamt den Gefühlen, die sie verursacht haben, ebenfalls sozusagen im Tresorraum des Unterbewusstseins. Sie sind für den logisch arbeitenden Verstand dort zwar unauffindbar einsortiert und sicher verwahrt, bleiben aber doch wie ein Fingerabdruck eingraviert oder wie in Stein gemeißelt abrufbar, allerdings unverarbeitet wie ein Rohdiamant. Obwohl unsichtbar und nicht bewusst spürbar, beeinflussen sie trotzdem unser Denken, Handeln und Verhalten. Und sie können uns, insbesondere in schwierigen Lebenssituationen wie beispielsweise einer Trennung, jederzeit wieder einholen – oft mit schlimmeren Folgen als zuvor. Übertragen auf das Abnehmen ist das mit dem sogenannten Jo-Jo-Effekt vergleichbar21: Der Körper hat sich die jüngste Diät-Attacke gemerkt und lädt die verloren geglaubten Kilos unbarmherzig wieder an Hüfte und Bauch ab. Mit jedem neuerlichen Abnehm-Versuch leistet der Körper noch heftigeren Widerstand. Verdrängte Emotionen wiederum können bei ihrem Wiederauftauchen den ganzen Menschen gefangen nehmen. Die Heftigkeit der Reaktion erscheint dann – verglichen mit dem realen Kontext, in dem diese Emotionen entstanden sind – meist als völlig unangemessen. Die Angst zum Beispiel ist dann in Wahrheit nur eine eingebildete Angst vor der Angst. Übertragen auf das Abnehmen bringen Sie dann, überspitzt gesagt, schon ein Kilo mehr auf die Waage, wenn Sie ein Stück von der leckeren Sahnetorte auch nur ansehen. Das Leben wird zum Leiden und zur Qual. Der daraus resultierende Frust kann sogar eine Depression auslösen.

 


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